image_pdfimage_print

Musterschüler in Sierra Leone

Im Buch «Landraub» wird das Vorgehen des Unternehmens Addax stark kritisiert. Addax hat 400 Millionen in die Produktion von dem Biosprit Ethanol auf Flächen in Sierra Leone, welche Kleinbauern abgetreten haben. Während sich diese früher damit ernähren konnten, können sie kaum was anbauen und haben Wasserprobleme.

Der Konzern hat die Verträge mit Anwälten ausgehandelt, die Bürgermeister der Dörfer profitieren davon, während die Entschädigungen der Dorfbevölkerung zu tief. Auch wurden Versprechungen, wie Schulen oder Krankenhäuser nicht erfüllt. Sämtliche Massnahmen von Addax die Situation zu bessern klappten nicht.

Beitrag der SRF zum Bioprojekt in Sierra Leone

Mittlerweile ist das Projekt gescheitert. Neue Investoren sind an Bord, wieder Musterschüler oder Geier? Tatsache, die Anlage und die Landrechte konnte günstig übernommen werden. Unsere Anfragen bleiben unbeantwortet.

Wie die Situation heute ist, kann nur ein Besuch klären. Dazu ermuntern wir gerne Reisende, sich zu im Land informieren und uns Neuigkeiten mitzuteilen.

Was bringen 15% Mindeststeuer?

Die OECD hat 2021 einen Mindeststeuersatz von 15% Gewinnsteuer festgelegt. Viele Länder fordern mehr, in einigen Steueroasen sind die Steuern tiefer und werden durch geschickte Modelle gar vermieden. Jedoch ein Land, wie Sierra Leone braucht höhere Steuereinnahmen. Verkehr, Bildung, Gesundheit, Soziales hatte einst in den reichen Ländern Steuerabschöpfungen bis zu 70% bedeutet, wenn auch Firmen grosszügig abschreiben konnten. Ich hatte das selbst während meiner Jugend in Deutschland erlebt.

Der Artikel der WOZ beschreibt, dass bei Socfis in der Schweiz Steuern verschoben werden können und das legal ist. Und wir nehmen es hin, dass ein Mitarbeiter in Sierra Leone USD 1600,- Gewinn bringt, sein Schweizer Kollege mit USD 116.000,- das 80fache. Ist unsere Arbeit wirklich soviel mehr wert? Wie werden wohl die Löhne aussehen?
WOZ: Nützliche Tochterfirmen in der Schweiz

Von Transparenz wird in der Schweiz wenig gehalten. Löhne sind ein grosses Geheimnis. Ungerechtigkeit will niemand erklären. Die ist da. Wenn wir zumindest als Touristen uns auf Augenhöhe begegnen und gerechte Löhne zahlen, so ist das ein erster Schritt. Nur, wie kommen Touristen nach Sierra Leone. Da braucht es eben eine Umgebung, wo Menschen gut leben können. So sind wir weiter bei den Kosten, die ein Staat investieren muss. So wie es bei uns früher gewesen ist.

Sierra Leone stellt das Projekt als Gewinn für das Land dar. Wie viel Urwald ist geopfert worden, wie viele Menschen beschäftigt heute Socfin und wie viele Landwirte davon leben könnten, dazu kein Wort. Es sind 178 Millionen investiert worden. Was für das Land von Socfin bezahlt wurde? Wie viel die Technologie gekostet hat? Dazu finden sich keine Informationen. Nur, jeder weiss, dass es ökologisch mittlerweile bessere Lösung gibt, als riesige Palmölplantagen.

Moringa Projekt in Sierra Leone

Moringa Oleifera gilt als die nährstoffreichste Pflanze. Der Moringabaum wächst in Sierra Leone vor der Haustür, sein grosser Nutzen ist wenig bekannt. Insbesondere unterernährten Kindern schenkt er wertvolle Vitalstoffe und schützt vor Krankheiten. Die Blätter des Moringabaumes liefern Vitamine, Mineralstoffe und Proteine.

Das Braunschweiger Hilfswerk Löwe für Löwe errichtete eine Ausbildungsfarm für Permakultur und Moringa in Mischkultur mit Obst und Gemüse. Es werden Kurse zur Permakultur, Anbau von Moringa in Mischkultur, Herstellung von Moringaprodukten und deren Vermarktung gegeben. Insbesondere Kleinbauern werden angesprochen. Sowohl die Ernährungssituation, als auch das Einkommen kann sich damit bessern.

Das Moringa-Projekt wird zu Forschungszwecken von mehreren Wissenschaftler aus Deutschland und Sierra Leone begleitet. Kooperationspartner in Sierra Leone sind die Njala University und das Landwirtschaftsministerium.  Im Internet habe ich den Projektentwurf entdeckt. Dort finden sich Hintergrundinfos und eine Auflistung der Beteiligten. Zudem sind die Tätigkeiten von Löwe für Löwen gut beschrieben.

Löwe für Löwe e.V.
Ottenroder Str. 12C
D-38106 Braunschweig

+49 531 4811 11 0
loewe.fuer.loewe@t-online.de
loewefuerloewe.de


Investmentagentur – ein totes Pferd?

Auf der Botschaft in Berlin hatten wir eine Broschüre über die Investitionsprojekte in Sierra Leone aus dem Jahr 2011. Wir haben die Agentur daraufhin angeschrieben, keine Antwort bekommen und uns auf der Webseite umgeschaut.

Es ist der Tourismus begeisternd und als Zukunftsbranche beschrieben, als wir nach Projekten schauten, stammten die meisten aus dem Jahr 2012
Tourismusprojekte der Investmentagentur

Wir glauben, dass die Kleinunternehmer die Zukunft im Tourismus voranbringen können. Vielleicht ist es ganz gut, wenn sich die Investmentagentur mehr auf Infrastrukturprojekte stürzt.

Wie bekommen wir die Kleinunternehmer sichtbar. Unsere Webseite kann nützen, jedoch irgendwie müssen wir die Infos bekommen.

Wirtschaftskreislauf ankurbeln

Wir hatten ein längeres Gespräch auf der CMT 2019 mit dem Honorarkonsul von Baden Württemberg, Herrn Drechsler. Er unterstützt mit einen Verein viele Projekte in Sierra Leone.
Projekte vom Verein Sierra Leone Baden Württemberg

Der Verein setzt bei der Bildung an. Vor allem die Mädchen brauchen Chancen, die werden meistens zum Wasserholen geschickt und mit Feldarbeit betreut. Schulen, Verhinderung von Schwangerschaften bei Kindern, Wissen zur Ernährung und Familienplanung, zum Haushalten, um sich eine Existenz aufzubauen und die Möglichkeiten sehen, welche das Land bietet.

Es muss ein Wirtschaftskreislauf begonnen werden, der dem Land erlaubt, selber genügend Mittel zu erwirtschaften. Tourismus kann ein guter Weg sein, er sorgt für viele Geschäftsgelegenheiten. Daraus sollte kein Abzockertum entstehen. Viele Hotels sind einfach für den Service verglichen mit Westeuropa zu teuer.

Sierra Leone hat viele Fortschritte gemacht, es wird in die Infrastruktur investiert, das Land kann immer besser bereist werden. Wer als Reiseveranstalter dorthin Reisen anbietet, wird gute Partner finden, es braucht einen langen Atem.

Ein wenig Glanz für alle

Der Reichtum der Diamanten, einst ein Fluch, soll heute gerecht verteilt werden und der Entwicklung des Land helfen. Andrzej Rybak und Casper Hedberg haben für Terramater Magazin 4/2019 einen Bericht verfasst. Mehr als 400’000 Menschen leben vom Kleinstbergbau, vor allem in der Provinz Kono. Reich werden nur wenige, früher hat er sogar viel Not erzeugt, als rivalisierende Bürgerkriegsparteien damit handelten.

Heute werden die Diamanten offiziell geschätzt und exportiert, die Wirtschaft soll aufgebaut werden. Vor 20 Jahren gab es in Koido, der Hauptstadt des Diamantenbezirks keine Wasser- und Stromversorgung, heute herrscht reges Treiben auf den Strassen, es gibt Schulen und Krankenhäuser. Auf den Exportzertifikaten heisst es «Sierra Leone’s Bergbau für eine bessere Zukunft», ein Viertel sind Diamanten.

Im Land müssen noch viele Menschen schreiben und lesen lernen, ansonsten sind Lizenzen nicht durchsetzbar. Nur ein Fünftel der Schürfer haben die Lizenz. De Beers kauft die Diamanten auf, die zum Export freigegeben sind und bezahlen den bestmöglichen Preis. Alles wird lückenlos dokumentiert vom Fundort bis zum Abnehmer in Europa.

Die Diamanten sind schwer rauszuholen. Oft wird im Boden. Dieser muss sorgsam ausgehoben werden, überall könnten Diamanten liegen. Die Arbeiter bekommen die Verpflegung, wenn was gefunden wird, 30% Gewinnbeteiligung. Mehr ist nicht möglich, doch es sind nur 20% der Diamanten werden so gewonnen.

Für den Abbau zählt der Bergbau, in der Koido Mine arbeiten 1000 Menschen. Steuern werden wenig bezahlt, das Geschäft machen Bergbaukonzerne selber. Mehr Tourismus könnte dem Land helfen seine Wirtschaft zu diverfizieren.